· 

9-Euro-Ticket nach Ibbenbüren - Teil 1

Einleitung

Wir schreiben das Jahr 2022. Die Bundesregierung, genannt Ampelkoalition, reagiert auf den Klimawandel und wirft das 9-Euro-Ticket auf den Markt. Für 3 Monate (Juni bis August) konnte jedermann durch Deutschland fahren. Allerdings: Nicht bestimmte Züge im Fernverkehr und nicht die 1. Klasse.

Dieses sind meine hochgradig subjektiven Berichte von meinen Reisen mit dem 9-Euro-Ticket, tatsächlich an Orte, die ich bisher zum Teil noch nicht gesehen habe. Zum Beispiel Ibbenbühren.

 

Mein Startbahnhof ist immer Osnabrück. Der Zielort Ibbenbüren liegt von Osnabrück ungefähr 25 km in westlicher Richtung entfernt. Den Ort kannte ich vorher nur vom Vorbeifahren auf den Weg in die Niederlande. Wenn man mit dem Auto die A 30 entlang fährt, sieht man von Ibbenbüren außer den Türmen des 2021 stillgelegten Kohlekraftwerks gar nichts. 

Bei Wikipedia wird Ibbenbüren als ehemalige Bergbaustadt bezeichnet. Für mich auch kein Grund, juchhu zu rufen. Kurzum: Die Wahrscheinlichkeit, dass ich ohne besonderen Grund nach Ibbenbüren fahren würde, lag bei ungefähr null Prozent. Wegen des 9-Euro-Tickets habe ich es trotzdem gemacht. Interessant: Da gibt es plötzlich für begrenzte Zeit ein fast kostenloses Ticket und plötzlich besuchst du Orte, wo du eigentlich nicht hinwolltest. Wie zum Beispiel Ibbenbüren.

 

Auf, auf nach Ibbenbühren

Die Hinfahrt der ersten Fahrt mit der Bahn gestaltete sich kurz und unkompliziert. Fahrtzeit 21 Minuten, kein Umstieg. 

Der Zug war auf einem Sonntagnachmittag gut gefüllt, aber nicht knallvoll. Ich fand einen Sitzplatz im Abteil, wo man auch Fahrräder unterstellen kann und tatsächlich deponierte ein älteres Pärchen, beide sportlich gekleidet, ihre mit dicken Packtaschen versehenen Sportdrahtesel (keine E-Bikes) neben mir. Sie sagten an mich gerichtet etwas auf Englisch, waren also touristische Ausländer und damit eine willkommene Gelegenheit, mal wieder Englisch zu sprechen. Sie kamen aus Dänemark und wollten nach Amsterdam. Und da ich jemand bin, der anderen gerne gute Tipps (andere nennen es Ratschläge) gibt, machte ich sie auf das phänomenale 9-Euro-Ticket aufmerksam. Sie fanden das zwar interessant, hatten aber natürlich im Vorhinein schon alles gebucht. 

Mein zweiter Tipp (never give up) auch mal nach Haarlem zu reisen, der Partnerstadt Osnabrücks, fand dann schon größeres Interesse. Ich gehe ganz selbstbewusst davon aus, dass sie dem gefolgt sind. Überhaupt waren sie sehr aufgeschlossen und befanden sich auf einer Art »Friesenreise«. Sie wollten die ganze Küste von Dänemark, Deutschland und den Niederlanden entlangfahren und sich dabei die Friesenkultur anschauen. Ich erinnere mich, von der früheren Ausbreitung der Friesen mal eine Karte gesehen zu haben, welches ihr damaliges Siedlungsgebiet zeigte. 

Ein Ehepaar aus Dänemark fährt auf den Spuren der Friesen. Das nennt man Fokus. Leider hatten sie für die Fahrt nur wenig Urlaubstage zur Verfügung und wollten diese dann bei nächster Gelegenheit fortsetzen. 

„In wenigen Minuten erreichen wir Ibbenbüren, der Ausstieg befindet sich in Fahrtrichtung links oder rechts.“ Gute Reise, ihr Dänen. Ich steige hier aus.

 

Der deutsche Bahnhofscheck

Der Bahnhof von Ibbenbüren ist, wie der vieler kleiner und mittelgroßer Städte, vor allem eines: schlicht. Gut, wer schon mal gezwungen war, am Bahnhof in 26197 Großenkneten, Heimatort meines Großvaters und der Band Trio, auszusteigen und auf einen Übergangsbus zu warten, der würde vielleicht sagen: immerhin. Ja, es gibt die Möglichkeit, im Bahnhof von Ibbenbüren, Geschäfte anzusiedeln und vielleicht auch Toiletten. Aber sagen wir es mal so: Davon hat man keinen Gebrauch gemacht. Jedenfalls im Moment nicht. Das kleine Geschäft, dass es immerhin gibt, hat sonntags geschlossen. No Café, no cry.

Auch der erste Eindruck des Bahnhofvorplatzes überzeugt nur bedingt: Funktional und aufgeräumt. Auch immerhin. Vis-à-vie des Bahnhofs befindet sich über die Straße hinweg eine breite und große Häuserfront. Nicht einladend und wieder schön funktional. Google erklärt uns, das von gegenüber das Berufskolleg Tecklenburger Land des Kreises Steinfurt grüßt. Hallo Kolleg, mit einem »e« dran wären wir uns wahrscheinlich nähergekommen. Andererseits, ich kenne Schulen und Kollegs, wo man vom Bahnhof aus noch lange weiterfahren muss, um sie zu erreichen. Da ist Bahnhofsnähe natürlich verkehrsstrategisch eine gute Idee. An der für meinen Geschmack insgesamt etwas zu zurückhaltend nüchternen Ästhetik ändert das allerdings nichts. 

Ich fasse zusammen: Kein Klo, kein Kaffee, dafür sauber. Ach ja, einen Getränkeautomaten gibt es auch nicht. Allzu viele Sterne kann ein wohlmeinender Juror hier somit nicht vergeben. Schade.

Was auch fehlt ist ein klarer, möglichst großer Hinweis, wo es denn zu Innenstadt. Ja, wir haben alle Smartphones und ein Navi. Und ja, manchmal möchte ich auch ohne Geräte zum Beispiel die Innenstadt finden.

 

In Teil 2: Die Innenstadt von Ibbenbühren, der ideale Fundort für eine Leiche und was es sonst noch über Ibbenbühren zu sagen gibt.

 

Die Fotos: So trist geht es nicht weiter. Versprochen.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

Kiwittstraße 20

49080 Osnabrück

mail@stefanwellmann.de

 

ABONNIERE DEN

NEWSLETTER