· 

9-Euro-Ticket nach Ibbenbüren - Teil 2

Der erste Gang

Für Ibbenbüren hatte ich zwei Kurztrips vorgesehen mit schmalem Zeitbudget. Also keine Tagesfahrt wie bei großen Städten.

Deshalb war mein erstes Ziel die »City« und die galt es jetzt zu finden. Ich wollte das mal analog erkunden und habe mich auf die Intuition, ausgebildet durch jahrelanges Meditieren, verlassen, statt auf Google und seine Maps. Spoiler: Blöde Idee.

Ich ging nämlich vom Bahnhof aus rechts die Hauptstraße herunter und entdeckte eine Grünfläche, die man mittels einer kleinen Treppe betreten konnte. Wegen der Umfriedung vermutete ich eine Art Park, es war aber nur ein sehr kärglicher Spielplatz. Dann über die Hauptstraße rüber und man kommt auf den Neumarkt. Dieser Platz macht seinem Namen alle Ehre und weist eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Bahnhof auf: ordentlich, sauber, aufgeräumt und langweilig. Und wie der Name schon sagt: neu. Eine relativ neue Häuserzeile ziert das Platzbild, leider musste ein größeres Café vor Kurzem schließen. Ein anderes war zwar gut besucht, lud zumindest mich aber nicht zum Verweilen ein. Hinterher, beim Weg zurück zum Bahnhof, merkte ich, dass der bessere Weg in die City über die Bahnhofsstraße führt. Dann wissen wir das jetzt. Also: Für Ibbenbüren gilt die Route Bahnhof-Bahnhofstraße-City. Ich weiß, es gibt in Deutschland zu viele Schilder, aber hier hätte ich ein Hinweisschild nett gefunden.

 

Der erste Kaffee

Vom Neumarkt gelangte ich dann in die „eigentliche City“. 

Wenn man, so wie ich, eine fremde Stadt betritt und sich für einen gewissen Zeitraum weigert, sein Handy zu benutzen, sondern sich stattdessen treiben lassen will, kommt allmählich Durst auf. Wahrscheinlich hätte ich den Durst aber auch mit Handy gespürt.

Und an dieser Stelle, wenn es um das Aufsuchen einer durstlöschenden Gastronomie geht, lassen sich die Reisenden meines Erachtens in zwei Gruppen unterteilen: 

Gruppe eins: Die Entdecker. Die Wagemutigen, die unbedingt etwas Neues erleben wollen. Also auch unbedingt die heimische Gastronomie. Egal, welch seltsame Namen die Speisen hier haben. (Wenn man als Osnabrücker nach Ibbenbüren kommt, ist es maximal ein „schmales Entdecken“, denn die kulinarischen Angebote sind im Wesentlichen identisch.) Für mich fiel daher das »Entdecken« an diesem Tag aus.

Gruppe zwei: Die Nummer-sicher-Geher. Die das nehmen, was sie immer nehmen. Ort egal.

Manchmal, wenn ich nicht allzu große Lust verspüre, das Experiment Gastronomie in seiner Fülle annehmen zu wollen, dann wähle ich den „sicheren Weg“. Mit anderen Worten, ich kehre in der heimischen Systemgastronomie ein.

Und da ist es Glückes Geschick, dass in Ibbenbüren an der Marktstraße, nahe der Christuskirche das Café Extrablatt seine Zelte aufgeschlagen hat. Um hungrigen Touristen, aber auch Einheimischen Labsal zu bieten. 

Und während ich die mir sattsam von zu Hause aus bekannte Speisekarte studiere, um anschließend das zu bestellen, was ich immer bestelle, erinnert mich dieses Vorgehen an die „Reisen des Mister Leary“. In diesem famosen Buch von Anne Tyler, das ganz toll verfilmt worden ist, schreibt die Hauptfigur Mr. Leary Reiseführer für Leute, die geschäftlich unterwegs sein müssen, das Reisen aber hassen – genauso, wie er selbst. Deshalb gibt er seiner Zielgruppe zahlreiche Tipps, wie man verreisen kann, ohne je das Gefühl zu haben, man sei von zu Hause weg. Ratschläge wie „Nimm immer ein Buch mit“ (dann musst du dich mit niemandem unterhalten) oder der empfohlene graue Anzug (geht notfalls auch für Beerdigungen) sorgen dafür, dass man sich nicht mit den „Einheimischen“ vermischt. Auch etwas, was ich bei vielen Urlaubern bemerke. Aber zurück zur Systemgastronomie.

Diese funktioniert – ob bewusst oder unbewusst – nämlich nach dem Mr.-Leary-Prinzip: Dadurch, dass du fast überall auf der Welt oder zumindest hier in Deutschland das beinahe gleiche Interieur, jedenfalls aber das gleiche Essen und Trinken bekommst, entsteht der Eindruck, nach Hause zu kommen und eigentlich nie weg gewesen zu sein. 

Ja, ich weiß, das wirtschaftliche Ziel der Systemgastronomie ist das „System“. Ein Vereinheitlichen und Perfektionieren von Handlungsabläufen sowie ein handbuchartiges Vorgehen für die vielen Franchisebesitzer dieser Welt. Für den Touristen oder Reisenden der Gruppe zwei ist das allerdings ein idealer Ort, auch und gerade, um sich nicht mit der „gastronomischen Folklore vor Ort“ auseinander setzen zu müssen. Reisen im Kokon sozusagen. Und vielleicht ist das auch der Erfolg des Pauschaltourismus. Vorhersagbare Ergebnisse und das Ausbleiben von Enttäuschung. Wie war‹s? Wie immer. Auch das Wetter.

Davon mal abgesehen ist das Extrablatt in Ibbenbüren dem geneigten Besucher ohne jede Einschränkung zu empfehlen, ja, ich behaupte sogar, hier in Ibbenbüren befindet sich eines der allerbesten Extrablätter, die ich bisher in Deutschland gesehen habe. Außerdem liegt das Café auf einem großen Platz in Kirchnähe und man kann, wenn man draußen sitzt, in aller Ruhe seinen Blick schweifen lassen, und dass bei Milchkaffee und Standardkäsekuchen. Herz, was willst du mehr? Ich wollte an diesem Tag jedenfalls nicht allzu viel mehr.

An diesem ersten kurzen Trip wagte ich mich dann noch ein wenig weiter in die Innenstadt vor und stellte fest, dass es noch viele weitere gastronomische Einrichtungen gibt. Und unter anderem auch ein sehr ansprechend sortiertes Eisenwarengeschäft, das mich mit seinem im Schaufenster gezeigten Exponaten zum Eintritt gelockt hätte. Doch es war Sonntag und ich dachte: Hier hätte ich meinen Espressokocher auch kaufen können (statt im Onlineshop). 

Fazit Innenstadt Ibbenbüren: Fremder, kommst du nach Ibbenbüren in die Innenstadt, verhungern und verdursten wirst du jedenfalls nicht! Mehr Trost kann man eigentlich nicht erwarten. Und noch was: Ibbenbüren nennt sich ehemalige Bergbaustadt. In der City merkt man davon nichts. Das fand ich positiv.

 

Das Extrablatt in Ibbenbüren liegt an der Marktstraße und man hat einen schönen Blick über den Platz und die zahlreichen Spaziergänger. Trotzdem ist es ruhig und der Platz mit seiner Weite gibt dem Betrachten und Schreiben Raum.

 

Doch kein Käsekuchen, sondern Pommes aus Süßkartoffeln. Aber der obligatorische Milchkaffee.

Das Büchlein ist ein Notizbuch und kostet nur 4 €.

Davon bestellte ich bei der Buchhandlung zur Heide in Osnabrück zehn Stück sagte und beim Abholen: "Ich hatte zehn Bücher bestellt." Lachen ;-)

Tatsächlich notierte ich hier viele meiner Eindrücke und Gedanken zur jeweiligen Fahrt. Allerdings habe ich dann doch zwischendurch Fotos geschossen und Sprachnachrichten verfasst.

Aber Sprachnachrichten kann man natürlich nicht so schön in Szene setzen.

#instaworld

Alles sehr aufgeräumt. 

 

Und es gibt noch Zeitungen in PRINT! Gut, dass legt der Name nahe, doch da schert sich nicht jeder drum.

 

Die hohe Extrablatt-Dichte hier in der Region Osnabrück hängt übrigens damit zusammen, dass das erste Extrablatt 1988 von den Gebrüdern Richard und Christoph Wefers in Emsdetten gegründet wurde. Auf Sylt habe ich es auch schon gesehen und in Unna, wo ich mich während eines Schreibseminars kurzfristig zurückgezogen hatte, um in Ruhe über mein Konzept nachzudenken.

In Osnabrück habe ich im Extrablatt (vor Corona) am liebsten geschrieben, wenn es pickepacke voll war und niemand sein Wort verstand. Das war dann wie eine Klangglocke, die mich ruhig schreiben ließ.

Störend beim Schreiben in Cafés finde ich laute Gespräche am Nebentisch. Vereinzelt in schrillen Tönen ist das dann das Gegenteil von Klangglocke.

Das erste Grün

Wie ich schon erwähnte, unternahm ich zwei Kurzreisen nach Ibbenbüren. Nach der City war beim zweiten Mal das Umland dran. Das ist grundsätzlich mit dem Bus erreichbar, war also auch ein Fall für das 9-Euro-Ticket.

Die Hinfahrt gestaltete sich etwas schwierig, weil der Busfahrer erst mein Haltesignal übersah und mich dann pünktlich eine Haltestelle später am Kanal, also irgendwo in der Walachei, absetzte. Der Gegenbus zu meinem eigentlichen Ziel kam auch erst eine Stunde später und meine Versuche, per Anhalter durch die „Galaxis“ dieser Gegend zu gelangen, schlugen fehl. Möglicherweise ist dieses vor 30 Jahren so erfolgreiche Trampen heute aus der Mode gekommen. 

Ich stand also an der Haltestelle und wollte ganz woanders hin und sagte zu mir: Wut tut jetzt nicht gut, wir atmen ein und die Wut aus und dann verlassen wir den Problemraum und gehen direkt in den Lösungsspace über. Mit anderen Worten, ich machte mich fluchend per Pedes auf den Weg zu meinem eigentlichen Ziel. Der Psychologe murmelt was von »Selbstregulation«. 

Tatsächlich erreichte ich auch eine Viertelstunde später den Ort, wo ich ursprünglich hinwollte. Ein Beweis dafür, dass ein Aufregen sich häufig überhaupt nicht lohnt.

Mein Zielort, NaturaGart, war mir vorher auch noch nicht bekannt und die Empfehlung eines Nachbarn. Der erste Eindruck: Hier gibt es schöne große Parkplätze, die meisten Besucher:innen werden diesen Ort vermutlich mit dem Auto besuchen. Das ist das Problem von ÖPNV und  jedem Verkehrskonzept: Der Mensch nimmt das Auto, wenn der Bus nicht oder nur sehr unbequem dort zu halten gedenkt.

 

In den NaturaGart-Park gelangst du nach der Zahlung von 5 € Eintritt, was für mich okay ist. Die Anlage selber ist im Internet sehr löblich beschrieben, weshalb ich im Anhang mal einen Link hinterlasse. 

Die Eigentümer dieser Anlage verkauften ursprünglich lediglich Teichanlagen. Das machen Sie auch nach wie vor im großen Stil, allerdings jetzt als Kerngeschäft für Teich-Selbstbauer. Dazu bieten sie Beratung, alle Utensilien und auch Pflanzen an, der Park ist quasi der „Showroom“. Nach und nach entstand über die Jahre eine große Gartenanlage – natürlich – mit vielen Teichen, Anpflanzungen jedweder Art, verzweigten Wegen, diversen Gastrobereichen, einem riesigen Becken, wo der Stör bzw. mehrere seiner Artgenossen auf einem Rundweg betrachtet werden können. Kurzum: Ein Ort, der zum Flanieren einlädt. 

Nachdem ich eine Zeit lang in diesem Areal herumgeschlenderte, entstand bei mir relativ schnell das Gefühl, ich sei im Urlaub. Geholfen hat sicherlich auch der Umstand, dass ich diese Anlage mitten in der Woche besucht habe, also weniger Leute vor Ort waren und eine geringere Lautstärke herrschte als vermutlich am Wochenende. Ich jedenfalls konnte mir in aller Ruhe alles anschauen und betrachten. Teilweise strahlte die Anlage sogar mediterranes Flair aus. 

Und das Wichtigste für alle Instagram- und sonstigen SocialMedia-Freaks: Hier kannst du Fotos machen und kleine Filmchen drehen und niemand weiß genau, dass du dich noch in Deutschland und vor allem auf Ibbenbürener Stadtgebiet befindest. Durch eine geschickte Wahl der Perspektive kannst du auf „dicke Hose machen“ und die Followergemeinde ins Rätselland schicken. I did it and it worked well(man). Nach einem Aufenthalt von immerhin zwei Stunden sagte ich NaturaGart wieder Adieu. Die Bilder geben einen kleinen Eindruck.

Auf der Strecke von Ibbenbüren-Innenstadt zu NaturaGart gibt es übrigens weitere Sehenswürdigkeiten, die man dann aber entweder (zumutbar) erwandern muss oder mit dem Fahrrad erkunden kann. Das Aaseebad, der Märchenwald, samt Sommerrodelbahn, sowie die Gesteinsformation „Hockendes Weib“, als Teil der „Dörenther Klippen“ konnte ich in der Kürze der Zeit leider nicht besuchen. Genauso wenig wie den nahe gelegenen Botanischen Garten Ibbenbürens. Anderseits wollte ich auch nicht alle Sehenswürdigkeiten „abgrasen“, sondern flanieren. 

 

Der ideale Krimi-Leichenfundort

Ibbenbüren ist, wie inzwischen fast jeder Ort in Deutschland, Schauplatz von Kriminalromanen. Meine – zugegeben kurze – Recherche ergab immerhin vier Romane. Trotzdem oder gerade deshalb kommt es zu meiner selbst gewählten Challenge „Der ideale Leichenfundort in ...“.

An jedem Ort, den ich mit dem 9-Euro-Ticket besuche, schlüpfe ich auch zumindest kurzfristig in die Rolle des Krimiautoren. Und ich stelle mir die Frage: Wo würdest du hier an diesem Ort eine Leiche platzieren? 

Dabei ist zu bedenken, was der ausgedachte Täter beabsichtigt: Will er, dass die Leiche nicht gefunden wird, weil er zum Beispiel das Verbrechen möglichst lange unentdeckt halten will?

Oder handelt es sich um den zumindest im Kino oder vielen Serien häufig vorkommenden Serienmörder, der aus narzisstischen Motiven heraus möchte, dass man ihn oder sie endlich ernst nimmt und deshalb die Leiche so drapiert, dass sie schleunigst und aufsehenerregend gefunden wird?

Wo also legt der Krimiautor (m/w/d) in Ibbenbüren die Leiche ab?

 

Da ich persönlich die Vorgehensweise „Leiche gut verstecken“ langweilig finde, brauchen wir einen schönen öffentlichen Ort. Der Bahnhof bzw. der Busbahnhof bietet sich nicht an, da die meisten Bahnhofsbenutzer möglichst schnell von dort wegkommen wollen. Es besteht also die Gefahr, dass die Leiche nicht schnell und öffentlichkeitswirksam gefunden wird. Auch das NaturaGart ist kein idealer Ort. Zu verwinkelt, zu unübersichtlich für eine Fundortszenerie. Ich habe mir mich letztendlich entschlossen, die Leiche am besten bei der schon erwähnten Christuskirche (nahe dem Extrablatt) abzulegen, am besten noch mit einem Hinweis (gesprayt, in rot) wie „Das ist Gottes Wille“, um einerseits das ruppige Alte Testament ins Spiel zu bringen und andererseits vielleicht noch einmal (zu Recht) an die Missbrauchsskandale der jüngsten Zeit zu erinnern. Denn das bringt Aufmerksamkeit und das kann dem narzisstischen Täter nur recht sein. 

Kurz und knapp zusammengefasst: Die Leiche des noch zu schreibenden Kriminalromans „Gottesmord in Ibbenbüren“ sollte bevorzugt an der Christuskirche aufzufinden sein. Sonntagmorgen im Anschluss an den Gottesdienst wäre eine gute Zeit. Der eine oder andere Gläubige dürfte dann auf die Leiche stoßen oder gar darüber stolpern. Geschrei. Mordmission erfüllt.

 

Die Christuskirche in Ibbenbüren.

 

Vorne ein Eingang durch einen Glaskasten.

 

Rechts in der Nähe des Turmes befindet sich ein geeigneter Ablageort. Vermutlich ist das Ablegen zur Gottesdienstzeit am besten "getarnt" vorzunehmen. Vielleicht ein Lieferwagen (dunkel), der einen Kranz niederlegt, also "offiziell" aussieht.

Man könnte die Leiche auch zunächst mit einer vielleicht schwarzen Plane bedecken und dann per Smartphone einen anonymen Hinweis auf das Darunter geben.

Rückfahrt I

Bei der Rückfahrt nach Osnabrück war ich zunächst froh darüber, dass die Fahrt angenehm kurz war, denn es war an diesem Tage sehr heiß und deshalb im Zug auch sehr stickig.

Deswegen saßen die meisten Reisenden eher apathisch in ihren Sitzen. Und es gab eigentlich nichts zu berichten, wenn es nicht wieder den Umstand »Toilette geht nicht!« gegeben hätte, eine Art „Running Mist“ bei Zugfahrten.

Es war wie gesagt sehr warm und entweder war die Klimaanlage ausgefallen oder es gab keine. Mir gegenüber saß ein Vater mit vier Kindern und er hatte sichtlich Schwierigkeiten, diese bei Laune zu halten. Offensichtlich hatten sie noch einen längeren Weg vor sich. 

Zurück zur Toilette. In einer Kurzgeschichte würde ich die Überschrift wählen: „Unser Klo kann Englisch“. Denn ein kleiner Junge, der auf die Toilette wollte, und es häufiger versuchte, drückte immer wieder auf den Knopf, der normalerweise die Toilette öffnet. Darauf sagte die Toilette regelmäßig, allerdings in feinstem Englisch: „This lavatory is out of order“. Die Deutsche Bahn ist zumindest im Bereich Sprachkenntnisse und Internationalität bei automatischen Ansagen von Zugtoiletten ganz weit vorne dabei. Besser wäre es, wenn die Dinger funktionieren würden. So viel Ironie und Sarkasmus darf an dieser Stelle, bei aller Wertschätzung für das Fortbewegungsmittel Zug, einmal sein.

 

Rückfahrt II

Nun zur Rückfahrt der zweiten Reise (NaturaGart). Hatte ich auf der Hinfahrt schon den Bus zum Ausflugsort um zwei Minuten verpasst, so wiederholten sich die deutlichen Abstimmungsschwierigkeiten beim Wechsel des Gefährts. Denn auch auf der Rückfahrt von NaturaGart verpasste ich natürlich den Zug nach Osnabrück am Bahnhof. Dieses Verpassen war übrigens fahrplanmäßig vorgesehen. WTF.

Aber, und hier zeigt sich die Flexibilität des Reisenden in Vollendung, das schnelle Suchen und Finden einer Alternative gelang mir ruckzuck. Am Busbahnhof stand nämlich ein Bus nach Osnabrück. Der fuhr natürlich, wie Peter Handke sagen würde „Über die Dörfer“ und hatte den Nachteil einer doppelt so langen Reisezeit. Doch das war mir egal. Besser in einem Bus sitzen, als irgendwo draußen an diesem Bahnhof auf den nächsten Zug in einer Stunde zu warten. 

Die Rückfahrt gestaltete sich mit dem Bus dann auch recht entspannt und gab den Blick frei auf Flora und Fauna des Umlands von Westerkappeln und anderen Orten, die wir streiften. In Osnabrück stieg ich dann gar nicht am Hauptbahnhof aus, sondern ließ mich schon viel früher bei einem skandinavischen Möbelgeschäft rauswerfen, um die Ereignisse des Tages im Café zu repetieren und zu notieren und dabei, neben einem Hot Dog, auch noch ein Softeis zu verputzen. Wie immer wurde ich dort mit einem freundlichen „Hej“ begrüßt. Und die Möbelstücke erkennt man am Namen. Zurück in der Heimat unter Freunden. Welcome back in der Systemgastronomie.

 

Und sonst?

Vieles, was man über Ibbenbüren noch sagen könnte, fehlt in meinem kleinen Bericht. Wenn ich irgendwo hinfahre, gehe ich zumeist und zuerst Kaffee trinken. Dabei kann man viel sehen. Zum Beispiel, dass in meiner Erinnerung Ibbenbüren eine ausgewogene Bausubstanz zwischen alt und neu aufweist (Memo an mich: mach davon mehr Bilder). Und die Bewohner waren „normal“ angezogen, also weder besonders hipp noch schlecht gekleidet. Die Innenstadt hat dem ersten Anschein nach die gleichen Probleme, wie alle deutschen Innenstädte. Doch das war nicht mein Thema an den beiden „Besuchstagen“. Auch zur Kultur kann ich keine Aussage treffen. Weder, ob es dort eine lebendige Szene gibt noch ob dort „tote Hose“ herrscht. Das könnte ich recherchieren und hier hinschreiben. Aber es interessierte mich dieses Mal nicht. Zum Vergleich: Von der Stadt Emden kann ich so gut wie nichts berichten, außer über die Kunsthalle. Da würden drei Blogbeiträge nicht ausreichen. Denn da halte ich mich zweimal im Jahr jeweils einen ganzen Tag auf.

Diese 9-Euro-Geschichten sind subjektiv und das ist auch mein Schreibblick. Andere (m/w/d) achten auf anderes. Gut so.

Insgesamt hat mich Ibbenbüren positiv überrascht. Im nahen Umland viel Grün, toll für Radtouren. Und auch der Bergbauaspekt lässt sich sicherlich lehrreich vertiefen. Wenn man da ein Faible für hat. 

Und mein Nachbar bat mich, die auch international recht erfolgreiche Punk-Band "Donots" zu erwähnen. Sie stammt aus Ibbenbüren und fühlt sich der Stadt nach wie vor sehr verbunden. Der Name Donots steht laut Wikipedia für die selbstironische Philosophie der Band „nichts zu tun“ (don’ts = do nothing). Im Jahre 2022 traten sie zusammen mit den Toten Hosen bei Rock am Ring auf und sind auch ansonsten sehr umtriebig. Leider habe ich sie in Ibbenbüren nicht angetroffen.

Die nächste Haltestelle für meine 9-Euro-Geschichten ist übrigens Köln.

NaturaGart: NaturaGart

 

Kiwittstraße 20

49080 Osnabrück

mail@stefanwellmann.de

 

ABONNIERE DEN

NEWSLETTER